LEBENSWEISE

 

Urwald Khao Yai, Thailand (Foto Matthias Frösch)

Bei all unseren Schildkrötenarten schauen wir zunächst auf die klimatischen Verhältnisse ihrer Herkunftsländer.

Ebenso ist die dort vorhandene Vegetation entscheidend, wie viel von diesem heimatlichen Umfeld wir für unsere Pfleglinge simulieren können, oder besser gesagt MÜSSEN, damit sie sich in Gefangenschaft wohl fühlen.

Dies gilt sowohl für unsere Europäer als auch für die seltener gehaltenen Manourias.

Betrachten wir also Myanmar, das Hauptverbreitungsgebiet. Hier gibt es eine tropische, sowie eine subtropische Zone. Diese grenzen sich durch ein reiches Übergangsspektrum ab.

In der tropischen Region gibt es 3 Jahreszeiten:

  • Die Regenzeit

  • Den Sommer (im Norden Birmas extrem: 50°C bei 100% Luftfeuchtigkeit)

  • Den Winter, bei dem die Temperaturen außer in den nördlichen Bergregionen nicht unter 15°C fallen

Die Minimaltemperatur liegt im Jahresdurchschnitt im Januar bei 19°C, die Maximaltemperatur gleichen Monats bei 32°C. Im Februar, März, April liegen die Minimaltemperaturen deutlich über 20°C, die Maximalwerte bei 34/35°C. Die Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht sind größer als die im Laufe eines Jahres.

Normalerweise fallen in den Tropen pro Monat über 60mm Regen.

Urwald Khao Yai, Thailand (Foto Matthias Frösch)

In Chiang Mai (Thailand) schwanken die Temperaturen während des Jahres von 9-25°C nachts und 22-39°C am Tag. Dies bei mittleren Tagestemperaturen zwischen 28 und 36 Grad. Die monatlichen Niederschlagsmengen schwanken zwischen 25 und 250mm.

So erklärt sich ein entsprechendes Wärmebedürfnis bis zu 35°C. Wir beobachteten, dass bei geringer Umgebungstemperatur  von 20°C und zu niedriger Luftfeuchtigkeit die Manourias zu feuchten Augen neigen. Ab 24°C und deutliche Erhöhung der Luftfeuchte kam das nicht mehr vor. Ebenso erhöht sich die Aktivität der Tiere bis zu einem Niveau von etwa 35°C. Bei solch heißen Temperaturen halten die Riesen allerdings eine Ruhezeit gegen Mittag ein. In Jahreszeiten mit niedrigeren Temperaturen bleiben sie tagsüber aktiv.

Regen wirkt aktivitätssteigernd, wobei sich die Manourias gerne in den so aufgeweichten Boden eingraben.

Obwohl die Phayrei auch in etwas trockeneren, hügeligeren Regionen beobachtet wurde, lebt sie offensichtlich bevorzugt in den feuchteren, tropischen Bereichen. Dort herrscht drückende Schwüle bei einer Luftfeuchtigkeit von über 80%. Die ariden, heißen Gebiete meidet sie ganz. Im dicht bewaldeten Dschungel hält sie sich umgebungsbedingt nicht den ganzen Tag in praller Sonne auf. Jedoch sucht sie gerne Lichtungen für gelegentliche Sonnenbäder.  Dies können wir bei unseren Tieren beobachten. Die Manourias benötigen trotz ihres bewaldeten Lebensraums UV-Licht.

Die Phayrei schätzt Bachläufe oder kleinere Seen, an deren flachen Ufern sie stundenlang liegen kann. Sie entfernt sich selten weiter als einen Kilometer von Gewässern. Bei uns liegen und übernachten sie häufig in der Badestelle.

Entgegen anderen Schildkröten hebt die Manouria emys keine Eigrube aus. Das weibliche Tier türmt einen großen, bis zu einem Meter hohen Hügel auf. Dieser kann einen Durchmesser von 3 m erreichen. Das benötigte Material (Laub, kleinere Äste etc.) schiebt sie aus einer Entfernung von maximal 30 Metern zusammen. Nach der Ablage von 40 bis 50 Eiern, bewacht und verteidigt sie ihren Nisthügel für einige Tage vor Räubern, z.B. Waranen. Sie versucht während ihrer Brutpflege die Feinde wegzudrängen, zu beißen, oder legt sich flach auf den Hügel, um damit das Graben der Nesträuber zu verhindern. Nach ein paar Tagen verliert das Weibchen ihr Interesse am Hügel und der Bewachungsfunktion. Es kann sein, dass das Gelege nun nicht mehr zu riechen ist. Zudem fügt sich das Nest bedingt durch die Niederschläge immer mehr in die Umgebung ein. Dieses Ereignis passiert ein bis zwei Mal pro Jahr. Allein dieses Verhalten macht sie einzigartig.

Als weitere Besonderheit geben Manourias Laute von sich. In der wenigen Fachliteratur wird dies vornehmlich den Männchen, insbesondere als Paarungsritual, zugeordnet. Aus eigenen Beobachtungen können wir dies noch nicht bestätigen. Die Tiere scheinen durch Töne zu kommunizieren, auch Unmut zu bekunden. Ebenso betreiben sie mitunter ein heftiges Kopfnicken oder -wiegen, sobald sie auf einen Artgenossen treffen. So verständigen sie sich zumeist friedlich.

Dass dem nicht immer so sein muss, ist auf Kurzfilmenvon Robert Frösch zu sehen.

Eine Szene mit Kommentar, aus dem Biotop Thailand ist in unserer Linkliste unter "Film aus dem Biotop" oder hier direkt zu sehen.

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