HALTUNG UND PFLEGE

Als Erstes gilt es sich bewusst zu sein, wie groß und schwer die Phayreis werden und ob man einer Gruppe von ausgewachsenen Tieren den nötigen Platz bieten kann. Denn ganz speziell diese Schildkröten sollten  nicht einzeln gehalten werden, da es sehr soziale Tiere mit ausgeprägtem Gruppenverhalten sind. 

Zum Zweiten, dass sie, wie alle tropischen Schildkröten, keinen Winterschlaf halten und somit über die kalte Jahreszeit  gefüttert werden müssen (BIO). Auch über die hohen Energiekosten sollte man sich im Vorfeld informieren. Heizung, zusätzliche Wärme- und UV-Lampen, Vernebler, Beregnung, nicht zuletzt der Innenausbau, tierärztliche Versorgung und Utensilien für ausreichende Hygiene, sowie Bodengrund in großen Mengen.

Da diese Tiere  eines feuchten, warmen Umfeldes bedürfen, spielt die Vermeidung von Schimmel durch Kondenswasser eine wesentliche Rolle. Entsprechend müssen die Sommer- und Winterquartiere gestaltet und eingerichtet sein.

Sommerquartier

Dieses kann natürlich nie groß genug sein. Eine massive Einfassung ist erforderlich, da Manourias vorzügliche Kletterer sind und dies erstaunlich gerne tun. Sie sind es in ihrem Ursprungsgebiet gewohnt unwegsames Gelände zu überwinden. 

Ideal ist ein Gehege im klimatisch günstigsten Teil des Grundstückes, mit reichlich Sonne  einerseits,  Zufluchts- Versteck- und Schattenplätze andererseits. Selbstverständlich ist dieses, wie alle Schildkrötenanlagen, reichlich zu strukturieren. Die Phayreis verbringen weniger Zeit als die Europäischen Schildkröten in der Sonne, schätzen die schattigeren Plätze (Dschungel). Am Morgen, nach dem Verlassen des Schlafplatzes, sonnen sie sich ausgiebig um danach Deckungsmöglichkeiten aufzusuchen. Sie benötigen dennoch die angesprochenen hohen Temperaturen und eine Möglichkeit eine feuchte Region aufzusuchen. Ideal wäre ein flacher Tümpel, zumindest ein geräumiges, flaches Wasserbecken zum ausgiebigen Baden. Letzteres sollte nicht ganztägig in praller Sonne liegen, sondern optimal teilweise nach oben mit Pflanzen abgedeckt sein. Zuweilen wird, versteckt unter Pflanzen, auch im Tümpel übernachtet.

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Neu angelegtes Gehege mit Tümpel und Hügeln.

Eine große Frühbeetanlage mit feuchtem Substrat oder ein Schildkrötenhaus ist Pflicht. In dessen Schutz wird gerne verweilt und man hat die Möglichkeit auch an kälteren Sommertagen zu heizen und zu benebeln. Im Freigelände mit Versteckmöglichkeiten hinter robusten Pflanzen, hohen Gräsern und Aufschüttungen, damit sich die Tiere regelrecht aus den Augen gehen und sich ausweichen können. Strafbar wäre ein Rasen auf dem die Schildkröten wie auf einem Präsentierteller platziert würden, Schildkröten brauchen Rückzugsräume. 

Es sollte das Bewusstsein entstehen, man  dekoriert nicht sein Tier im Garten, sondern baut ein möglichst naturnahes Biotop, welches genau deswegen sehr attraktiv sein kann. Unsere Wildtiere befinden sich in Gefangenschaft, man muss erreichen, dass sie sich wohl fühlen. Es ist keineswegs das Ziel, sie jederzeit hindernisfrei zu präsentieren.

Die Bepflanzung empfiehlt sich robust, den großen, schweren Bewohnern angepasst. In wie weit es sinnvoll ist Futterpflanzen einzusähen, sei dahin gestellt. Je nach Besatz und Größe werden die Phayreis selber bestimmen, was wachsen darf, was laufend weggefressen oder platt gewalzt wird. Besser ist, einen separaten Bereich mit Wildkräutern anzulegen. Es ist wichtig, Gefahren durch giftige Pflanzen zu vermeiden, dazu bestehen hervorragende Seiten im Internet. (z.B. von Dr. Carolin Dennert) Diese gelten hier bedingt, sind zumeist auf Europäischen Landschildkröten ausgerichtet. Entsprechend  gilt es, dem ursprünglichen Biotop der Manourias und deren erstaunliches Nahrungsspektrum, das ganz andere Vorbedingungen schafft, dieses Sortiment weitgehend anzupassen.

 

Winterquartier

Das Winterquartier könnte zum eigentlichen Knackpunkt für die Haltung von Manouria emys phayrei sein. Es gilt einen Raum für das Winterquartier für eine Gruppe von bis zu 60cm langen und 35 kg schweren Tieren bereitzustellen. Der Raum muss von oben, idealer Weise zusätzlich von unten beheizbar sein. Die notwendige Helligkeit und eine hohe Luftfeuchtigkeit muss zur Verfügung gestellt werden. Letzteres bedingt eine entsprechende Bauweise, kein Gebäude schätzt übermäßige Feuchtigkeit, Bauschäden wären die Folge. Der Fütterungsbereich muss aus hygienischen Gründen einfach zu säubern sein, die Tiere brauchen auch hier Verstecke und die Möglichkeit ihren Bewegungsdrang auszuleben. Eine Bepflanzung ist wünschenswert, trägt günstig zum Mikroklima bei, es ist aber zu beachten, dass die Tiere mehr oder weniger fressen, was sie ereichen können. Ihre Reichweite darf nicht unterschätzt werden!

 

Ernährung

Über die Ernährung in den Ursprungsländern ist nur wenig bekannt. Aus Berichten aus dem Internet konnten wir entnehmen, dass  Pilze, Clidemia (Seifenstrauch), Alocasia, Begonia, Phrynium (Ctenanthe), Diplazium (Doppelschleierfarn), Philodendren und Etlingera (Ingwer Familie) gefressen wird. Generell scheint aber, dass die Tiere sowohl trockene Pflanzen, als auch Wasser- und andere Grünpflanzen, Früchte, sowie tierische Nahrung wie Schnecken, tote Fische etc. und anderes Aas zu sich nehmen. Sie unterscheiden sich diesbezüglich wesentlich von den Europäischen Landschildkröten.

In Gefangenschaft bieten sich an: Löwenzahn, Gras, Mais (Kolben und Pflanze), Zucchini, Kürbis, Broccoli, Romanesco, Möhren, Stangensellerie, Fenchel, Blumenkohl, Malve, Minze, Salbei, Sedum, Gojipflanze, Krebsschere (Wasseraloe), Wildkräuter, frische Blätter z.B. Wein, Aprikose, Hasel, Buche und Feige, Pilze, junger Bambus etc. im Sommer. Nacktschnecken und Würmer werden zuweilen richtiggehend gejagt. Interessant zu beobachten ist, dass sie selbst bei Regen und 12 Grad im Freien nach Nahrung suchen und unbeirrt fressen. Im Winter Endiviensalat, Chinakohl, Zucchini, Möhren, diverse Pilze, durchmischt mit Heu. Letzteres als Ballaststoff. Seltener, aber ab und zu verfüttern wir Chicoree oder Feldsalat. Ganz wichtig sind Sepiaschalen, die sie mühelos durchbeißen. Unsere Tiere haben sich auch mit Hochgenuss an Bromelien vergriffen.

Da immer empfohlen wird Heu zu füttern, halten wir uns daran. Leider missachten unsere Tiere Heu mit grosser Beharrlichkeit. Überhaupt ist auch hier festzustellen, dass sich jedes Tier anders verhält, sich sein Lieblingsfutter auswählt. Während die einen Rebenlaub fressen, lehnen es andere konsequent ab, ebenso verhält es sich mit Krebsschere, Möhren etc. Es scheint zudem, dass sich die Ernährung im Laufe des Alters verändert, die Palette sich vergrössert.

Es hat eine geraume Zeit gedauert, bis sie die "gesündere" Variante der Futterdurchmischung annahmen. Größere Heuanhäufungen nutzen sie lieber als Versteck oder Ruheplatz. Lediglich Anteile an getrockneten Kräutern und Gräsern haben sie nach einiger Zeit akzeptiert. Weil diese trockenen Bestandteile im Feuchtterrarium sofort schimmeln, müssen sie innerhalb weniger Stunden, wenn sie sie nicht gefressen wurden, wieder entfernt werden.

Dieses Fressverhalten scheint uns erklärbar. Schauen wir wieder in ihr heimatliches Biotop. Woher sollten die Manourias im Dschungel Heu bekommen? Natürlich fressen ausgehungerte Tiere irgendwann auch die Dinge, die eigentlich nicht in ihr heimatliches Futterschema passen. Aber müssen wir sie dazu zwingen? Kann dadurch nicht sogar eine Mangelernährung passieren? Wir haben von einem 10 jährigen Tier, das nur mit Gras und Heu ernährt wurde, Größen- und Gewichtsangaben bekommen. In diesem Alter haben die Manourias bereits eine stattliche Größe. Dieses Tier hatte jedoch nicht einmal die Größe eines 3 jährigen Tieres. Deshalb liegt es uns nah, das Futter aus beiden Teilen zu durchmischen, da faserreiche Kost sicherlich für diese Schildkröten wichtig ist.

Diese halbwüchsige Manouria hatte bevor wir sie kauften keine Sepiaschalen bekommen. Sie zeigt eine deutliche Schnabelbildung. Uns sind mehrere erwachsene Tiere mit "Schnäbeln" aufgefallen. Da es sich dabei immer um in Gefangenschaft gehaltene Tiere handelte, ist uns nicht bekannt, ob das auch bei wild lebenden Manourias der Fall ist. Die von uns aufgezogenen Schildkröten haben diese Schnäbel nicht. Das hier abgebildete Tier hat in der Zwischenzeit diesen "Haken" ebenfalls bis auf einen minimalen Rest abgewetzt. Es wird sich zeigen, in wie weit dies zum Erscheinungsbild dieser Art gehört, oder auf zu weiche Nahrung zurückzuführen ist.

 

 

"Rangun", ohne Schnabel aber mit für Manourias typischen, ausdruckstarkem Auge.

 

Spezielles

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