Unsere Beobachtungen

1. Gesten und Geräuschäußerung

In der Literatur liest man, dass die Laute, die die Manourias abgeben, vorrangig zu den Paarungsritualen gehören. 

Unsere Tiere, die teilweise noch nicht im paarungsfähigen Alter sind, äußern diese auch. Sie können bei Missfallen (Umsetzen in ein anderes Gehege, Hochnehmen zum Wiegen, Nahrungssuche) laute jammernde Rufe oder wütendes Schnauben abgeben. Mit einem lauten kurzen Schnauber wird ein ungenehmer Artgenosse gewarnt und sogar vertrieben. Ein ins Winterquartier verbrachtes Weibchen äußerte seinen Unmut mit lautem Schnauben und stundenlangem, eiligem Durchschreiten der neuen Stätte. Es scheint auch ein Jammern infolge Einsamkeit oder Sehnsucht zu geben, sowie ein Wehklagen wenn das Tier aufgehoben, von Artgenossen an die Wand gedrückt oder auf den Rücken gedreht wird. Ein zeitweise abgesondertes, liebestolles Männchen äußerte sich regelmäßig mit klagenden Lauten und drückte so seinen Unmut über die Abtrennung aus. Das Nicken (mit Brummen) scheint höfliches Anfragen oder Zustimmung zu sein, eine Warnung oder Präsenzzeigen (ohne Brummen). Beobachten konnte man bei einem Tier eine Art Schneuzen, das als Aufforderung zur Fütterung gedeutet werden könnte. Dies würde bedeuten, dass sie weit mehr miteinander kommunizieren, als bisher angenommen und setzt ein entsprechende gutes Gehör voraus.

Unserer Meinung nach können diese Tiere sehr wohl hören. Wir beobachten wiederholt, dass sie sich durch Geräusche ablenken lassen. Auch erkennen die Tiere sofort und auf große Entfernung, wenn man sich nähert und vor allem, wenn Vorbereitungen zur Fütterung getroffen werden. Dabei wird man von ihnen mit den Augen fixiert, Luft wird heftig ventiliert (deutlich an der Kehle zu beobachten), um Gerüche zu erfassen. Die Manourias beobachten ihre Umgebung aufmerksam und ziehen daraus ihre Schlüsse.

Beim Vorspiel zur Paarung nickt das Männchen und brummt dazu. Es scheint, dass das Weibchen mit Nicken ohne Brummen eher Desinteresse zeigt. Ein Nicken ohne Lautäusserung bedeutet zumeist das Zeigen von Präsenz, Aufmerksamkeit, fast eine Warnung.

 

2. Standorttreue

Dass Schildkröten allgemein nicht gerne umgesetzt werden, ist uns bekannt. Bei dieser Art wird das extrem deutlich. Allein beim Umsetzen vom Sommer- ins Winterquartier und umgekehrt, herrscht entweder eine Weile Pause bei der Nahrungsaufnahme, die Tiere sind sehr zurückhaltend und liegen lange an einem Platz. Andere durchlaufen wutschnaubend und unruhig das Gehege, das ihnen aus der letzten Saison eigentlich noch bekannt sein müsste.

 

3. Kletterdrang

Bei idealen Temperatur- und Feuchtigkeitsverhältnissen sind die Manourias äußerst agil. Vor allem haben sie einen unbändigen Kletterdrang. Sie erklimmen kleinere Hindernisse mühelos und gerne. Deshalb haben wir ihnen Beschäftigung besorgt, in dem wir eine Teichbrücke in das Gehege einbrachten. Dies war ein absoluter Erfolg, vergleichbar mit Klettergerüst und Rutsche auf dem Kinderspielplatz. Es ist sicherlich wichtig, ihnen Strukturen für ihren Bewegungsdrang zu schaffen.

 

4. Vergesellschaftung mit anderen Schildkrötenarten

Dies ist sowieso ein heikles Thema. Nicht nur aus gesundheitlichen, hygienischen, klimatischen und geschlechtlichen Gründen, halten wir unsere Tiere strikt getrennt. Unsere Meinung ist, dass gerade die sozialen Eigenschaften der Manourias deutlich leiden, sie nehmen scheinbar das Verhalten anderer Arten an, oder verlernen die ihnen eingene Art zu kommunizieren. So haben wir Tiere, die mit Sporenschildkröten vergesellschaftet waren, als äußerst ruppig erlebt. Sie hatten ihre sanfte Art gänzlich aufgegeben. Beim kleinsten Konflikt schoben sie den Kontrahenten, statt sich mit Nicken und Geräuschen zu einigen, kreuz und quer durch das ganze Gelände, oder waren sogar bissig. Zudem scheint sich die falsche Vergesellschaftung auch auf die Lautäußerungen auszuwirken.

Ganz davon abgesehen, werden bei obigem Beispiel dieser Haltung, die Afrikaner zu feucht, oder die Manourias zu trocken gehalten. Wenn man sich auf diese eigentlich so sanften, freundlichen Riesen einlässt, sie in ihrem natürlichen Verhalten beobachten möchte, dann sollte man sie unserer Meinung nach nicht mit anderen Schildkröten zusammen halten. Kein seriöser Pfleger macht das allein schon bei seinen Europäern.

Wozu sollte solch ein Sammelsurium dienen, wenn man ernsthaftes Interesse am Beobachten des natürlichen Verhaltens hegt.

Die Manourias, die aus artgleichen Gruppen zu uns kamen, brachten keinerlei Probleme in unsere Gesellschafft, aber IMMER die aus gemischter Haltung.

 

5. Vertrautheit

Vor allem größere Tiere werden außerordentlich zutraulich, suchen die Nähe des Halters. Sei es aus Neugier, sei es um Nahrung zu erbetteln. Normalerweise wird mit stark ventilierender Atmung das Nahrungsangebot kritisch getestet. Das geschieht so gemächlich, dass man jederzeit ausweichen kann, wenn man selber untersucht werden sollte. Gebettelt wird sehr hartnäckig und ausdauernd, da ist keine Verrenkung zuviel. Sie lassen sich berühren, ohne sich sofort in den Panzer zurückzuziehen. 

Ziehen sie den Kopf ein, so entleeren sich die Lungen mit einem sehr tiefen, langen Fauchen. Geschlafen wird meist mit ausgestrecktem Hals, den Kopf auf dem Boden aufgelegt, als hätten sie nichts zu fürchten. Geschlafen wird manchmal so tief, dass es einiges braucht sie zu wecken.

 

6. Trinkverhalten

Aufgefallen ist, dass die Manourias scheinbar auch anal Wasser aufnehmen können. Im Wasserbecken sind deutlich Strudel hinter dem Schwanz zu erkennen. Dies zudem über längere Zeit. Das könnte bedeuten, dass die Tiere selbst an sehr seichten Stellen, Wasser aufnehmen können.

 

 

 

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